Von Hardcore-Spielern belächelt, von Fans geliebt: Berufssimulationen. Keine Tätigkeit bleibt unberührt, vom Tauchen am Grund der Tiefsee bis zum Proben sammeln auf den Mars sind alle erdenkliche Beschäftigungen abgedeckt. Wir stellen zehn kuriose Simulatoren vor.
Zu nahezu jedem erdenklichen Beruf gibt es ein passendes Simulatoren-Spiel, fast wöchentlich erscheinen neue Kandidaten. Dabei sind Titel wie etwa der Landwirtschafts-Simulator sogar enorm beliebt und qualitativ auch zumindest ordentlich. Der Großteil indes ist an Absurdität kaum zu überbieten.
Aus:Chirurgie Simulator 2011
Bei allem Humor darf man nicht vergessen, dass sich dieser Artikel an Hardcore-Spieler und deren Erwartungen richtet. Die Zielgruppe des Simulatoren-Genres ist eine ganz andere. Dass das Genre eine große Anhängerschaft hat, wird spätestens dann klar, wenn man sich die Verkaufszahlen dieser Spiele anguckt. Das Geschäft floriert. Zudem sind viele Simulatoren auf Modding-Freundlichkeit ausgelegt, sodass sich schnell große und aktive Communitys gebildet haben.
Wer sich ernster mit dem Thema auseinandersetzen will, der findet hier auf unserer Website einen Report zum Simulatoren-Boom. Zudem haben wir den Leiter des Deutschen Digital-Instituts zur »Faszination Berufssimulation« befragt. http://www.gamestar.de/spiele/landwirtsc...25,2313424.html
Chirurgie Simulator
In dieser Simulation übernehmen Sie die Kontrolle im Operationssaal. Herniotomie oder Laparoskopische Cholezystektomie sagen Ihnen nichts? Egal, uns auch nicht. Das spielt im Chirurgie Simulator aber auch keine Rolle. Denn wenn wir mal nicht weiter wissen, können wir einfach die Schwester fragen, die weiß stets weiter - logisch. Ob das Programm eine Operation allerdings realitätsnah simuliert, daran haben wir so unsere Zweifel.
Ein bisschen Reglerverschieben, damit der Puls nicht absäuft, gerade Linien mit dem Operationsbesteck abfahren und in grüne Kreise klicken, das sind offenbar die Schlüsselkompetenzen für Chirurgen. Und wenn man doch mal daneben klickt, dann spritzt nicht etwa Blut, und die Operation ist zu ende, nein, es ploppen rote Fehlermeldungen auf.
Hoffentlich sind echte Eingriffe komplexer. Wenn nicht, dann schmeißen zahlreiche Medizin-Studenten Jahr für Jahr ihr Geld aus dem Fenster.
Titanic: Der Tauchfahrt-Simulator
Das Wrack der Titanic, Gegenstand unzähliger Mythen und Geschichten, ist heutzutage aufgrund der zahlreichen Forschungsfahrten sehr gut erkundet. Titanic: Der Tauchfahrt-Simulator macht es jetzt auch Laien möglich, die Schiffsüberreste zu untersuchen. Das geht recht unspektakulär von statten: 4.000 Meter unter der Wasseroberfläche gibt es kein Licht mehr, bloß unsere Lampen erleuchten die grünbraune Einöde unter uns.
Der erste Auftrag: Finde das Wrack der Titanic. Nach minutenlangem Herumirren im schwarzen Wasser dann der Anblick, auf den wir gewartet haben: Majestätisch schälen sich die Umrisse des…aaach Quark, die Überreste der Titanic sehen genauso hässlich aus wie der Rest der Umgebung (grünbraun).
Aber Schönheit ist ja bekanntlich nicht alles, wie sieht’s denn mit dem Missionsdesign aus? Nicht besser, denn die Aufträge kommen dröge, unspektakulär und lahm inszeniert daher. Minutenlang tuckern wir zu einem bestimmten Punkt, um dann ein Foto zu machen - das war’s. Zwei Lichtblicke gibt es dennoch: Der Soundtrack geht durchaus in Ordnung, und Leute, die sich für die Geschichte der Titanic interessieren, bekommen massenhaft (laienhaft vertontes) Hintergrundmaterial spendiert.
Die Reeperbahn Simulation
»Wie soll denn bitte eine Reeperbahn-Simulation funktionieren?«, dachten wir uns, als wir den Titel entdeckten. Nach der Installation wird klar: Mogelpackung, von wegen Simulation! Die Reeperbahn Simulation ist nicht - wie auf der Verpackung behauptet - eine »ultrarealistische Simulation« der bekannten Amüsiermeile, sondern eine Wirtschaftssimulation, in der es gilt, die eigene Peep-Show von Null auf Hundert zu bringen.
Also bauen wir Bühnen, renovieren Videokabinen und stellen Getränkeautomaten und Bars auf, die Geld in die Kassen spülen. Anschließend heuern wir Schutztruppen an, erpressen Schutzgeld, kaufen neue Immobilien - Aufgaben, wie man sie von einer Wirtschaftssimulation erwartet.
Der Anspruch geht dabei sogar einigermaßen in Ordnung, für kurze Zeit macht die (völlig unerotische) Wirtschafterei tatsächlich Spaß. Von einer technischen (Berufs-)Simulation, wie es der Titel suggeriert, ist Die Reeperbahn Simulation allerdings weit entfernt. Bizarr: Im Hauptmenü erwartet uns ein ganz anderer Titel: »Die Erben von St. Pauli.« Da wollte wohl jemand aus einem alten Spiel mit neuem Titel noch mal Geld herausholen.
Campingplatz Simulator 2010
Das gleiche Dilemma wie bei Die Reeperbahn Simulation erwartet uns beim Campingplatz Simulator 2010: Nach der Installation prangt eine neue Verknüpfung mit dem Titel Wohnwagen Park Tycoon - So lebt totaler Trash (WPT-SltT) auf unserem Desktop. Eine kurze Recherche ergibt: Der Campingplatz Simulator, erschienen am 11. Februar 2010, ist eine 1:1-Kopie von WPT-SltT, erschienen am 31. Januar 2006.
Das wäre ja alles nicht weiter schlimm, wenn unter neuem Namen wenigstens ein gutes Spiel erschienen wäre. Davon ist der Campingplatz Simulator 2010 aber weit entfernt.
Mit einer Grafik von vor zehn Jahren präsentiert sich das Spiel mäßig spektakulär, zudem halb auf Deutsch, halb auf Englisch. Erster Missionsauftrag: Bauen Sie einen möglichst schäbigen Campingplatz! Anstatt also unser Feriendomizil sukzessive aufzuhübschen, müssen wir es möglichst hässlich gestalten. Dabei helfen Dekorationsobjekte wie leere Plastikflaschen oder bemalte Mülltonnen.
Wenn uns die Langeweile quält (ständig), können wir einen unserer Gäste direkt steuern und anderen Campern volles Pfund aufs Maul geben. Wie kommen Entwickler nur auf solche Ideen?!
Weinanbau Simulator
Vorhang auf für den dritten (und letzten) Kandidaten im Bund der Pseudo-Simulatoren: der Weinanbau Simulator. Was erwarten wir von so einem Titel? Eine Art Landwirtschafts Simulator wahrscheinlich, nur mit Wein. Doch weit gefehlt! Der Weinanbau Simulator ist vielmehr eine reine Wirtschaftssimulation, auf der Packung als eine »realistische Mischung aus Strategie und Simulation« angepriesen.
Wir bauen unser Weingut auf und aus, stellen Saisonkräfte ein und bestimmen die Weinsorten, die angebaut werden sollen. Ärgerlich nur, dass sich das Programm dann komplett von alleine spielt. Beim Test haben wir mal vergessen, auf Pause zu drücken. Während wir in der Mittagspause waren, sind im Spiel fünf Jahre vergangen, trotzdem gab’s nach Verkauf des angesammelten Weins ein riesiges Plus auf unserem Konto – so einfach ist das Leben als Winzer also.
German Truck Simulator
Eine Trucker-Simulation? Ey, super! Fenster runterkurbeln, Arm raus, lässig ‘ne Zigarette in den Mundwinkel und rein ins Verkehrsgetümmel. Und wie man rumkommt als Brummi-Fahrer: über Land durch schmucke Dörfchen, auf der Autobahn über riesige Brücken und weitläufige Täler und in Frankfurt die Häuserschluchten bewundern, dabei röhrt aus den Lautsprechern coole Trucker-Musik. Klingt doch klasse.
Der Alltag im German Truck Simulator sieht leider etwas anders aus: Den Motor starten, Licht an, kurz auf die Karte gucken und rauf auf die (fast) leere Autobahn. Und man kommt tatsächlich rum als Trucker: Über Land durch die immer gleichen Felder und Wälder, auf der Autobahn über langweilige und fahrerisch anspruchslose Strecken, und sich in Frankfurt über die hässliche Bitmap-Skyline ärgern.
Kleinere Dörfer auf dem Land gibt es nicht, und die großen Städte bestehen aus gerade mal vier Straßen. Immerhin passt’s musikalisch: Im Spiel können wir live Internet- Radio hören, in dem wirklich gute Musik läuft. So rettet sich der German Truck Simulator (für Leute, die nicht voller Elan stundenlang über die immer gleichen Strecken fahren wollen), immerhin zum Internet-Radio mit interaktiver Visualisierung.
Mars Simulator 2011
Mit dem Mars Simulator 2011 geht es auf in die unendlichen Weiten des Weltraums. Nach einer spektakulären Landemission (Vorsicht: Ironie!) schießen wir Fotos der abwechslungsreichen Umgebung (wieder Ironie), sammeln Gesteinsproben, mehr Gesteinproben und noch mehr Gesteinproben, schießen Fotos, sammeln Gesteinsproben in einer Höhle, flüchten aus der Höhle und rollen zurück zur Landezone.
Nach 90 Minuten auf der Marsoberfläche ist das Abenteuer zu Ende (eine gute Stunde davon besteht nur daraus, von einem Ort zum nächsten zu fahren) sowie einem Abbruch der Mission aufgrund voller Sammelbehälter. Dann zündet unsere Landeplattform die Düsentriebwerke und fliegt zurück zur Erde.
Was sich der Mars »Simulator« hier leistet, ist in doppelter Hinsicht ärgerlich: Weder macht das Spiel Spaß, noch lernt man irgendetwas über unseren roten Nachbarplaneten (eher im Gegenteil). Da rettet auch das »Marslexikon« nichts mehr. Sehen Sie sich lieber eine Dokumentation über die Marsmissionen im Fernsehen an, damit werden Sie besser unterhalten. Und müssen dem Rover nicht minutenlang beim Fahren zusehen.
Kehrmaschinen Simulator 2011
Kennen Sie das auch? Sie sind mit dem Auto unterwegs, am besten noch unter Zeitdruck, und dann ist da so eine blöde, langsame Kehrmaschine, die Sie einfach nicht überholen können.
Im Kehrmaschinen Simulator 2011 wechseln wir die Perspektive und gründen unser eigenes Kehrmaschinen- Imperium, nehmen Aufträge an, stellen Rechnungen und kaufen uns im Laden neue Fahrzeuge (drei zur Auswahl). Zudem betanken wir unser Gerät und laden regelmäßig den Dreck, den wir so aufgekehrt haben, ab. Dummerweise leidet auch dieser Simulator unter den für dieses Genre typischen Symptomen: Der Wirtschaftspart fällt viel zu flach aus, und die technische Seite der Simulation, das Säubern der Straßen mit der Kehrmaschine, ist nur eines: einschläfernd.
Mal ehrlich, wenn die Kehrmaschine schon mit Höchstgeschwindigkeit lediglich ein bisschen mehr als Schrittgeschwindigkeit fährt und man beim Straßen fegen sogar von Passanten überholt wird, dann kann das doch keinen Spaß machen?
Steinbruch Simulator 2012
Ein Steinbruch Simulator, na das klingt doch endlich mal nach einem Spiel für echte Männer. Felsbrocken aus dem Berg brechen, Radlader und Muldenkipper steuern und mit Sprengladungen ganze Berge einreißen - supercool! Das alles (und noch mehr) gibt’s sogar im Steinbruch Simulator 2012.
So viel Spaß macht das ganze dann aber doch nicht, die Ernüchterung setzt direkt in der ersten Tutorial-Mission ein: Die Steuerung unserer Spielfigur ist ein Graus. Mal abgesehen davon, dass unser Wendekreis sogar beim Gehen schon enorm groß ist, bleiben wir auch noch ständig an irgendwelchen unsichtbaren Ecken hängen. Immerhin steuern sich die Fahrzeuge eingängig.
Gewöhnungsbedürftig ist wiederum die Physik: Mit unserem voll beladenen Radlader können wir die Böschung als Abkürzung nutzen, uns überschlagen und auf dem Dach liegen bleiben, ohne dass unsere Ladung runter fällt.
Abliefern müssen wir die Steine dann im Steinbrecher, mit dem Muldenkipper ist das auch kein Problem. Am Anfang der Karriere steht uns allerdings nur ein Radlader zur Verfügung, der eigentlich zu klein für die Aufgabe ist. Solche Mängel ziehen sich durch die komplette Palette der Aufgaben. Dazu ist die Grafik von vorgestern, und die Musik treibt selbst hartgesottene Steinbruch- Spezialisten schnell Wahnsinn.
Ölplattform Simulator 2011
Im Ölplattform Simulator 2011 haben wir die Aufgabe, Ölplattformen zu bauen, instand zu halten und das Öl mit Transportschiffen von der hohen See an Land zu bugsieren. Wer nun gedacht hat, nach dem Steinbruch Simulator 2012 ginge es nicht mehr schlimmer, der wird hier eines besseren belehrt.
Nicht nur fällt das Missionsdesign völlig anspruchslos aus (baue zehn Ölplattformen, repariere fünf Ölplattformen, liefere zehn Ladungen Öl ans Festland, das alles innerhalb von fünfzehn Minuten), dieses Spiel ist auch meilenweit von einer ernsthaften Simulation entfernt.
Ein typischer Ölplattform-Lebenslauf sieht nämlich so aus: Am Hafen wählen wir den Schwimmkran aus und tuckern damit zum gewünschten Punkt auf See. Soweit logisch.
Dann wählen wir das Lastschiff und lassen innerhalb von zwei Sekunden eine komplette Ölplattform bauen (!), die wir dann zusammengebaut (!!) auf dem Schiff (!!!) zum Schwimmkran transportieren (zu sehen im Bild oben), wo sie dann von eben jenem Kran auf einen Pfeiler gehievt wird (!!!!). Und wir dachten immer, Ölförderung wäre kompliziert und langwierig. Der eigentliche Bohrvorgang ist dann auch schnell abgehandelt: Wie in einem Quicktime-Event müssen wir ein paar Tasten drücken, und schon ist das schwarze Gold zum Verladen bereit. Oh Graus!
Und hier nochmal als Video!
[size=200]Die 10 kuriosesten Simulatoren - Special: Von der Reeperbahn zur Titanic (9:42)
SUPER Bericht! ich finds knülle! wer will schon Weinbausimu oder mit ner Kehrmaschine fahren???? krass,icvh wusste nicht das es soviele verrückte Simus gibt! fehlt noch Briefmarkensimulation, oder Schrankenwärter bei der Lufthansa!!!!! [allgemein10]
ich hatte mal den Germantruck Simulator ausprobiert, war gar nicht so unübel, aber die Grafik is recht öde auf dauer,und es gibt nix zu entdecken. vom gameplay macht es aber laune,jedenfalls für ne weile