Mit Tropico 3 belebte Kalypso vor zwei Jahren erfolgreich die Aufbauspiel-Serie wieder, heraus kam ein klares, grafisch schöneres Remake von Teil 1. Mit Teil 4 haben die Entwickler die Komfortzone verlassen und viele Neuerungen wie Naturkatastrophen eingeführt, ohne aber die Grundprinzipen der Serie zu verändern.
Das Leben als Diktator hatten wir uns anders vorgestellt. In der Sonne liegen, Cocktails trinken und der eigenen Dekadenz frönen? Pustekuchen! Harte Arbeit ist das Regieren von Tropico! Ständig meckern die Untertanen, wollen höhere Löhne, rufen nach freien Wahlen.
Gleichzeitig fordert Pfarrer Esteban eine neue Kirche für die Gläubigen und die Umweltschützer mehr Parks. Und dann kommt auch noch Scheich Salim daher und fordert uns auf, das Exportvolumen in den Mittleren Osten zu erhöhen.
Es fehlt nur noch, dass der Vulkan auf der Insel ausbricht und die halbe Stadt daraufhin in Flammen aufgeht. Wer kann sich schließlich eine Feuerwehr leisten, wenn das eigene Bankkonto in der Schweiz gefüllt werden will? Oh, entschuldigt uns kurz. Unser treuer Berater Penultimo ruft uns…Wie, ein Tornado hält auf die Insel zu?
Verdammt!
Meckernde Bewohner und unzufriedene Umweltschützer? Das kennen Veteranen bereits aus dem Vorgänger. Aber Exportvolumen, Vulkanausbrüche, Feuerwehr sind neu.
War Tropico 3 noch ein grafisch aufgebohrtes Remake von Teil 1, hat Haemimont Games nun für den vierten Teil der erfolgreichen Aufbauspiel-Wirtschaftsimulations-Serie an der Feature-Schraube gedreht. Auf den ersten Blick scheint alles beim Alten, und das grundlegende Spielprinzip der Serie bleibt auch in Tropico 4 enthalten. Doch sobald ihr tiefer in das Spiel eintaucht, offenbaren sich selbst Veteranen so einige Änderungen und Neuerungen. Wir haben uns nach Tropico begeben und unserem Volk zu immensem Reichtum verholfen.
Bevor wir uns in eine Mission stürzen, erwartet uns die Charaktergenerierung. Hier dürfen wir neben bekannten Diktatoren wie Fidel Castro oder Doc Duvalier auch einen eigenen Potentaten konstruieren, der uns auf der Insel repräsentiert. Neben dem Aussehen bestimmen wir auch den Werdegang unseres Charakters.
Ist er durch gekaufte Wahlen an die Macht gekommen oder wurde er von der CIA ins Amt gehoben? Je nach unseren Entscheidungen erhalten wir andere Boni oder Mali. Sind wir beispielsweise durch eine Kommunisten-Rebellion Herrscher über Tropico geworden, sind unsere Beziehungen zur UdSSR zu Beginn des Spiels besser.
Eine Demokratie werden wir dann aber vermutlich nicht.
Noch entscheidender sind jedoch die drei Eigenschaften, die ihr eurem Charakter geben könnt. Ist er ein paranoider Verwalter, der sich Gott zugewandt hat oder doch eher ein zwanghafter Spieler, der schwer arbeitet aber an einer multiplen Persönlichkeitsstörung leidet? Auch hier hat eure Wahl Auswirkungen auf das spätere Spiel, denn ein unbestechlicher Avatar hat mit 15% weniger Kriminalität zu kämpfen. Neu: Durch das erfolgreiche Abschließen einer Mission steigert ihr die Eigenschaften eures Avatars in bis zu fünf Stufen und erhöht so ihre positiven beziehungsweise verringert ihre negativen Auswirkungen.
Im Spiel ist euer Avatar die einzige Figur, die ihr direkt steuern könnt. Schickt ihr ihn zu einer Baustelle, verringert sich die Bauzeit. Ist eine Demonstration im Gange, kann er sie durch freundliches Zureden auflösen.
Oder er hält eine Rede auf dem Palastbalkon und erhöht dadurch sein Ansehen. Wirklich einsetzen müsst ihr den Avatar nicht zwingend, da er über eine rudimentäre KI verfügt und sich auch selbstständig über die Insel bewegt.
Seine Boni können jedoch unverzichtbar sein. Und greifen die Rebellen an, ist er euer stärkster Soldat auf der Insel.
Die Kämpfe selbst laufen aber wie gewohnt vollautomatisch ab.
Der Aufbau der eigenen Insel
Habt ihr euch euren Avatar gebaut, geht es buchstäblich ab auf die Insel und das eigentliche Spiel beginnt. Obwohl in der Kampagne eure Aufgaben wechseln, ist der Spielstart immer sehr ähnlich: Erst die Nahrungsmittelversorgung sicherstellen, die Wohnsituation verbessern und das Gesundheitssystem durch den Bau einer Klinik in Gang bringen.
Ein Rechtsklick auf eine freie Stelle genügt und das Baumenü erscheint. Welche Gebäude sich hinter welcher Kategorie verstecken, müsst ihr jedoch erst mit der Zeit verinnerlichen.
Zu Beginn werdet ihr öfters in den Menüs suchen müssen, scrollen ist aber nicht nötig. Einige Gebäude benötigen eine Straßenanbindung, andere sind auf kostbare Elektrizität angewiesen, für andere müsst ihr erst den Bauplan kaufen. Und auch der Bauplatz will wohl überlegt sein.
Ein Holzfällerlager in der Stadt wird mangels Wald nicht sehr produktiv sein...
Die einzigen Gebäude, die ihr nicht manuell platziert, sind Hütten von armen Einwohnern. Sie sind ein regelrechter Schandfleck in eurer Stadt und entstehen über kurz oder lang auf jedem freien Platz.
Das treibt wiederum die Kommunisten auf die Barrikaden. Um dagegen anzukommen, müsst ihr Arbeitsplätze schaffen, qualifiziertes Personal entweder aus dem Ausland anheuern oder selbst ausbilden, angemessene Löhne zahlen und bessere Häuser bauen. Natürlich wollt ihr dennoch durch Export, Mieten und Touristen ein Plus in der Bilanz vorweisen können. Spätestens hier wird klar: Tropico 4 mag "nur" ein Aufbauspiel sein.
Das Wirtschaftssystem ist jedoch sehr komplex, und euer Erfolg als El Presidente hängt von sehr vielen einzelnen Faktoren ab.
Die wichtigsten Neuerungen
Tropico 4 bietet im Vergleich zum Vorgänger einige Neuerungen und Veränderungen. Wir stellen euch die sechs wichtigsten vor:
1 Naturkatastrophen wie dieser Tornado kommen plötzlich und richten große Zerstörung an.
2 Rund 20 neue Gebäude dürft ihr bauen. Hier seht ihr die Börse, die Wirtschaftsakademie und das Einkaufszentrum (linke Straßenseite) sowie die Feuerwehr und die Gartenbaustation (rechte Straßenseite).
3 Ohne Ministerium und Minister könnt ihr keinerlei Edikte proklamieren.
4 Statt nur den Export gibt es nun auch den Import von Waren. Außerdem beeinflussen nun wesentlich mehr Faktoren die Preise, darunter eure Beziehung zum jeweiligen Land.
5 Die Inseln in Tropico 4 sind teilweise bis zu dreimal größer als im Vorgänger.
6 Eine Vielzahl an dynamisch erzeugten Aufgaben geben euch klare kurz- und mittelfristige Ziele. Das steigert die Motivation merklich.